Einradfahren lernen
- Kreisfahren unter 3 m Durchmesser bis hin zum Spin
- Coasting
- Gliding
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Einradfahren Lernen
Das Balancieren auf dem Einrad ist ein sehr aufwendiger Rechenvorgang des Gehirns. Das Gehirn muss die komplexe neue Herausforderung erst einmal verdrahten, d. h. neurale Verbindungen entsprechend den neuen Erfahrungen herstellen. Das geht nur sinnvoll, wenn das neue Lernen angstfrei und entspannt geschieht. Sonst verdrahtet das Gehirn logisch die Angst und Anspannung mit. Nach meinen Beobachtungen benötigt das Gehirn um mit der Grundsituation klar zu kommen nur 20 – 30 Minuten. Anfänger, die nicht bereits eine mit dem Balancieren verbundene Sportart beherrschen (Skateboard, Surfen, Kanufahren), sollten immer erst ca. eine halbe Stunde zwischen den Stangen eines Barrens verbringen. Der Hinweis, sie könnten dabei auf dem Einrad machen was ihnen einfällt nimmt den Streß, besonders bei Erwachsenen, eine bestimmte Leistung erbringen zu müssen.
- Der Anfänger beginnt das freie Fahren an der Wand. Der Trainer hält an der Anderen Seite mit einer Hand den Ellenbogen mit der anderen das Handgelenk, des Anfängers fest.
- Es empfiehlt sich grundsätzlich, sich nicht vom Anfänger anfassen zu lassen oder diesen an der Hand zu führen. Der Anfänger beginnt zwangsläufig in seiner Unsicherheit zu klammern und verlernt dieses sehr schlecht. Das Lerntempo wird durch diesen „Stützradeffekt“ sehr verlangsamt.
- Der Lernende erhält nur die Hilfe, die er gerade benötigt, d. h. er wird konsequent mehr und mehr losgelassen. Am Ende einer Zeitstunde wird im Regelfall der Lernende nur noch am kleinen Finger gehalten.
- Der Lernende wird nicht auf Fehler aufmerksam gemacht (das würde ihn in dieser Situation nur unnötigerweise noch mehr anspannen und verkrampfen). Jeder noch so kleine Schritt nach vorne wird dagegen mit Ermunterungen ("gut", "richtig" "genau so“) verstärkt. Rückschritte bleiben seitens des Trainers ohne Reaktion.
- Das Gelernte wird zwischen zwei Stunden nicht wieder verlernt. Im Gegenteil, in der Regel tritt vermutlich durch die fortschreitende Vernetzung des Gehirns in der Folgestunde spontan ein Könnenzuwachs ein. Darauf sollte der Lernende hingewiesen werden.
- Der Übereifer des Anfängers muß gestoppt werden. Sonst kommt es durch Überforderung und übersäuerung der untrainierten Muskeln zu Koordinationsschwierigkeiten und Unsicherheiten, die der Anfänger leicht als sein „Unvermögen“ ansieht.
- Das Wichtigste am Schluß. Jede Lerneinheit endet mit einem Erfolg, so klein er auch sei. Lassen Sie den Lernenden nie mit einem Mißerfolg die Sequenz beenden. Machen Sie ihm zudem bewusst, welchen Lernzuwachs er in dieser Stunde hatte.
Normalfahren
- Man hat selber auf dem Einrad keine körperliche Rückmeldung der geraden Haltung. Korrekturen von außen sind immer wieder notwendig. Kindern können gerade Haltung leicht in Bildern verwirklichen (wie eine Prinzessin, wie ein König sitzen).
- Die Sattelstange sollte nur leicht nach hinten gekippt sein. ( ggfs.Korrekturen durch Vorschieben des Beckens). Eine stark nach hinten gekippte Stange hat den Effekt des Bergauffahrens. Ein Einrad mit auch nur leicht nach vorne gekippter Stange ist beim Normalfahren nicht mehr beherrschbar. (Beim Rodeo o. a. spielen andere physikalische Gesetzmäßigkeiten eine Rolle).
- Mit den Fußspitzen (etwa Gelenk der großen Zehen) werden die Pedalen getreten. Die Füße zeigen leicht nach unten (dadurch wird vermieden, in den toten Winkel hineinzutreten und hakeklig zu fahren).
- Der Schwerpunkt beeinflußt die Fahrstabilität. Sitzt man mit dem Gewicht auf dem Sattel, ist der Schwerpunkt hoch, d. h. das Rad beim Anfänger nicht so fahrstabil, als wenn das ganze Gewicht auf den Pedalen ruht (Stehaufmänncheneffekt). Dies sollte dem Anfänger bewusst gemacht werden. Bei Fahrten über Stock und Stein deshalb Gewicht auf die Pedalen legen und zügig fahren.
- Alle Skills mit Pedalvortrieb funktionieren nur sicher, wenn absolut gleichmäßig getreten wird. Dies beherrschen selbst manche Könner nur unvollkommen. Völlig gleichmäßiges Treten gelingt nur bei entspannter Bein- und Körpermuskulatur. Deshalb von Anfang an auf gleichmäßiges Treten und auf Entspannung der Muskeln achten. Der gleichmäßige ununterbrochenen,Tretrythmus darf weder vom Übergang der Geraden zur Kurve noch beim Wiedereintritt in die Gerade geändert werden. Sonst treten Instabilitäten ein, die erst aufgefangen werden müssen. Dies gilt auch besonders beim Hindernisfahren.
- Es existieren zwei Grundarten des Kurvefahrens:
a) Beim schnellen Fahren legt sich der Fahrer mit dem Körper und dem Rad zur Seite. Wirbelsäule und Sattelstange bilden weiterhin eine Linie. Diese Art Kurven zu fahren ist allerdings die Ausnahme.
b) Beim langsameren Fahren und beim Spin knickt der Fahrer seine Hüfte mit dem Rad nach innen hin ab. Der Oberkörper bleibt gerade und wird auch nicht nach vorne geneigt. Weitere Lenkimpulse sind nicht nötig. Hier noch wichtiger als beim Geradeausfahren: Bein- und Körpermuskulatur auf keinen Fall verspannen!
Aufstiege und Stand-Wipp
Standardaufstieg
Ein Fuß nach Wahl wird auf eine Pedale, die unten ist, gesetzt. Der Einradfahrer hat den Sattel unter dem Gesäß. Der zweite Fuß auf dem Boden stabilisiert ihn in dieser Situation. Nun übt der Lernende, indem er Gewicht auf die Pedale gibt und seinen gesamten Körper nach oben streckt, ein bis zwei Sekunden lang stabil auf dieser Pedale zu stehen ohne nach vorne überzukippen. Das zweite Bein wird vom Boden abgehoben, berührt aber noch nicht die anderen Pedale. Das Gesäß liegt mit wenig Gewicht auf dem Sattel. Der Einradfahrer kehrt nach hinten zurück in seine stabile Ausgangssituation und beginnt von vorne.
Beim Standardaufstieg ist folgendes zwingend zu beachten:
- Beginn wie bei der vorgenannten Gleichgewichtsübung (ein Fuß auf der untenstehenden Pedale, Gewicht auf diese Pedale, nur leichten Druck auf den Sattel)
- Der Einradfahrer hat den Sattel unter dem Gesäß. Ein Fuß ist auf der zum Boden gerichteten Pedale. Ohne besonderen Schwung (das Gesäß bleibt unten) führt er seinen Fuß, der bisher noch auf der Erde war, über die obenstehende Pedale hinweg, kippt den Fuß nach unten und zieht die Pedale nach hinten. Bis hierhin darf die Sattelstange noch nicht senkrecht zum Boden stehen. Durch das Zurückziehen der Pedale wird die Stange des Einrads weiter aufgerichtet und der Fahrer mit dem Gesäß nach oben gezogen. Der Fahrer streckt sich, während er nach oben gezogen wird, zur Hallendecke hin. Bevor die Sattelstange im rechten Winkel zum Boden steht, bewegt der Lernende die Pedale nach vorne.
Der Einradfahrer muß darauf aufmerksam gemacht werden, daß er nach dem Aufstieg nicht warten darf, bis sich seine Situation nach seinem Gefühl stabilisiert hat. Erst durch das Fahren wird volle Stabilität erreicht. Nun darf sich der Einradfahrer mit seinem vollen Gewicht auf dem Sattel niederlassen.
Standardaufstieg ohne Zurücktreten („langsamer Jet-mount“)
Kinder und Jugendliche kommen in der Regel ohne jede Hilfe zu diesem Aufstieg. Das Prinzip ist einfach. Aus der Gehbewegung heraus stellt der Einradfahrer mit wenig Aufdruck einen Fuß auf die Pedale, die unten auf ihn zukommt und schiebt gleichzeitig mit der gegenüberliegenden Hand von vorn den Sattel unter das Gesäß. Durch den Fuß auf der Pedale blockiert, kann das Einrad dem einwirkenden Bewegungsimpuls nicht nach vorne ausweichen. Darum steigt der Sattel mit dem Einradfahrer nach oben. Der andere Fuß wird nun auf die vordere Pedale, die sich bis dahin kaum bewegt hat, gesetzt. Bedingt durch den Bewegungsimpuls verlagert sich der Schwerpunkt des Fahrers weiter nach vorn. Durch das im Anfang vorsichtige Vorwärtstreten wird die einsetzende Fallbewegung nach vorn in eine stabile Fahrbewegung überführt.
Sollte ein Kind einmal dennoch mit diesem Aufstieg Schwierigkeiten bekommen, reicht meist schon das Hilfsbild: „Du mußt dich dabei ganz leicht machen.
Sidemount
Der Lernende befindet sich neben dem Einrad. Sein linker Fuß steht auf der sich unten befindenden Pedale. Das rechte Bein steht hinter der Pedale neben dem Einrad. Die rechte Hand des Einradfahrers hält den Sattel fest, schiebt ihn zur Seite und ca. 8 – 10 cm nach hinten. Der Einradfahrer belastet mit seinem Körpergewicht die Pedale. Der Sattel, der sich daraufhin auf den Fahrer hin zubewegen will, wird in der vorherigen Stellung gehalten. Das rechte Bein wird zwischen dem linken und dem Einrad nach vorne bewegt, angehoben und über den vorderen Teil des Sattels geführt. Erst nun wird langsam der Sattel mit der Hand unter das Gesäß geschoben. Währenddessen greift der rechte Fuß von vorn gegen die rechte Pedale und drückt sie nach hinten, bis die Sattelstange, die sich nach vorne bewegt, die gewünschte Neigung zur Vorwärtsfahrt erreicht hat. Durch Vorwärtstreten wird das Einrad stabilisiert.
Dieser Aufstieg ist, einmal beherrscht, sehr sicher, langsam und statisch stabil. Der Lernende muß dazu gebracht werden, diesen Aufstieg langsam und trotzdem sicher durchzuführen.
Stand-Wipp
Wenn Stand-Wipp nicht aus dem Fahren und dem Anhalten heraus begonnen wird, startet man Stand-Wipp mittels des zuerst beschriebenen Standardaufstiegs. „ . . . . zieht die Pedale nach hinten. . . . “ Durch die Belastung der anderen, im unteren Bereich befindlichen Pedale, bewegt sich die andere Obere wieder nach vorn. Die Sattelstange darf, was sonst instabilisierend wirkt, den Winkel von 90 Grad nach vorn überschreiten, währenddessen der Oberkörper des Einradfahrers nach hinten hin schwingt. Der Fuß vor der sich im oberen Bereich befindenden Pedale schiebt diese wieder nach hinten und der Oberkörper schwingt im Gleichtakt nach vorn. Dies wiederholt sich ständig. Je geschmeidiger und entspannter die Gegenbewegungen des Körpers sind, desto entspannender und kräfteaufbauender ist auch diese Einradsituation für den Einradfahrer.
Das Stand-Wipp kann der Lernende auch ohne Anleitung über längerer Zeit trainieren. Es eignet sich zudem gut für die Einradbeginner, die noch nicht so harmonisch mit ihrer Motorik in ihrem Körper wohnen und erst positive Erfahrungen in dieser Hinsicht mit sich selbst machen müssen.
Kreisfahren unter 3 m Durchmesser
Für das Kreisfahren und speziell den Spin sind unverzichtbar:
- Aufrechter Sitz (Wirbelsäule und Sattelstange bilden eine Linie)
- Gleichmäßige Antrittsfrequenz (die Drehung des Rades ist völlig gleichmäßig und verändert sich auch nicht bei Instabilitäten und Positionsänderungen)
- Gleichmäßiger Antrittsdruck (der Druck auf die Pedale ist beidseitig gleich und so gering wie möglich; das Rad schwingt nicht mehr hin und her)
- Entspannte Bein- und Körpermuskulatur
Die vier Kriterien sollten beim Lernenden schon beim Geradeausfahren gekonnt werden, bevor man mit den Kreisfahrübungen unter 3 m Durchmesser beginnt.
Die Kreisfahrübungen sind sofort abzubrechen, wenn die Muskulatur des Einradfahrers sich anspannt. Für den erfahrenen Trainer ist das sicher zu erkennen. Der Einradfahrer muß bald selber erkennen lernen, wann seine Muskulatur sich anspannt und dann sofort mit dieser Übung aufhören und entspannt neu beginnen.
Die Kreise sind aufrecht zu fahren. Dies ist nicht nur eine ästhetische Sache, sondern Bedingung für den späteren Übergang des Spins in eine Pirouette. Beim Spin würden außerdem durch die schnellen Drehungen, wenn der Rücken zusätzlich gekrümmt ist, Unwuchten entstehen, die kaum zu beherrschen sind oder zumindest den Mittelpunkt des Spin leicht wandern lassen.
Gleichmäßig, je enger der Spin wird, knickt der Unterkörper des Einradfahrers seitlich nach innen ab. Der Oberkörper steht im Idealfall weiter im 90 Grad-Winkel zum Boden.
Der spontane Übergang vom Spin zur Pirouette sollte beim Lernen, bis der Spin völlig beherrscht wird, möglichst vermieden werden. Das Ausformen einer sauberen Pirouette würde sonst sehr erschwert.
Jede Kreisfahrt wird kontrolliert, also mit Übergang in eine saubere Geradeausfahrt, beendet.
Jeder Einradfahrer hat seinen bevorzugten Spin in einer Drehrichtung. Beide Richtungen müssen geübt werden. Die Ausformung des Idealspins sollte in der bevorzugten Richtung geschehen. Es ist anschließend für das Gehirn leichter, die „Automatiken“ dieses Skills auf die andere Drehrichtung zu spiegeln als von vorn herein gegen die persönliche Bevorzugung zu arbeiten.
Der Körper gewöhnt sich schnell an die Drehungen, so daß die Schwindelerscheinungen, die die Einradfahrer anfangs bemerken, zunehmend geringer werden.
Die japanischen Einradfahrer imponieren derzeit durch die Präzision der Spins und der Pirouetten. Sie benutzen fast durchgängig sehr kurze Kurbeln (89 mm). Viele von ihnen heben beim Spin beide Arme in die Höhe. Dies hat gleich mehrere Vorteile. Eine Vorwärtsbeugung des Körpers und des Kopfes werden so verläßlich verhindert und unbeabsichtigte Unwuchten beim Drehen durch unterschiedliche Seitenabstände der Arme minimiert. Die senkrechte Spindel bildet sich präziser. Beim Übergang zur Pirouette unterbricht der Fahrer die Raddrehung und stellt die Pedale waagerecht. Die Arme werden schlagartig vor der Brust gekreuzt und der Körper soweit möglich gestreckt. Die Drehung erhöht sich. Bevor die Pirouette evtl. kippt, werden die Arme seitwärts gestreckt. Die Drehung verlangsamt sich abrupt und die Fahrposition kann stabilisiert werden.
Einbeinfahren
Der Lernende sitzt auf seinem Rad und stützt sich mit einem Arm an der Hallenwand ab. Einen Fuß seiner Wahl setzt er auf die Radgabel. Der Helfer hält den freien Arm an der Hand und dem Ellenbogen fest. Nun versucht der Einradfahrer mit dem Fuß auf der Pedale zu schwingen. Erst wenn ein gleichmäßiges, nach beiden Seiten hin hohes Schwingen erreicht ist und der Körper dabei entspannt bleibt, geht es zu nächsten Lernschritt über. Ein Einradfahrer, der Stand-Wipp verinnerlicht hat, wird dieses Ziel natürlich leichter und schneller erlangen.
Der Einradfahrer wird weiterhin, für sein Empfinden sicher, mit zwei Händen gehalten. Es wird vereinbart (eins . . zwei. . .drei) versucht, aus der Pendel- in eine Drehbewegung zu kommen. Dies ist kaum zu erreichen oder auf zwei, drei Drehungen auszuweiten, wenn der Lernende stark nach vorne gebeugt ist (was allerdings der Schutzhaltung entspricht). Der Schwerpunkt rutscht dann zu weit nach vorn und der Einradfahrer wird gezwungen, nach vorne hin abzusteigen. Es ist also notwendig, durch verbindliches Festhalten den Lernenden zu verführen, auf seine Schutzhaltung zugunsten eines aufrechten Sitzes zu verzichten. Wichtig ist, daß der Lernende festgehalten wird und er sich nicht am Helfer festhält. Denn sofort nach den ersten erfolgreichen Raddrehungen wird das verbindliche Festhalten gelockert. Der Einradfahrer kann nur so automatisch lernen, durch Auspendeln des Körpers seine Fahrt zu stabilisieren.
Nach den ersten zehn freien Fahrten durch die Halle ist noch einmal dem Lernenden beim Übergang von der Normalfahrt zum Einbeinfahren zu helfen. Dies ist unproblematisch und gelingt nahezu immer sofort.
Wichtig: Der Einradfahrer darf, nachdem er das Einbeinfahren gelernt hat, nicht sich selber überlassen werden. In dieser sensiblen Phase ist es zwingend notwendig, diesen Skill weiter auszuformen. Zu achten ist auf konsequenten aufrechten, entspannten Sitz, gleichmäßigen Antritt mit so wenig Kraft wie möglich und das Hochziehen des Fußes mit Muskelkraft und nicht, wie anfangs typisch, durch die Schwungkraft des Rades. Der Skill wird beherrscht, wenn sich beim Fahren der aufrechte Körper nicht mehr bewegt und das Rad beim Fahren seitwärts nicht schlägt.
Wheel-Walk
Wheel-walk ist ein Skill, den sich Einradfahrer unter Anleitung gegenseitig erarbeiten können. Wichtig ist nur, die Lernenden zu informieren, vier Kriterien verbindlich zu beachten:
- Aufrechter Sitz (auch hier bildet die Sattelstange mit der Wirbelsäule eine Linie) Da man selber anfangs keine körperliche Rückmeldung des aufrechten Sitzes hat, ist gegenseitige Korrektur unverzichtbar.
- Entspannte Körpermuskulatur (das Festhalten durch den Helfer muß anfangs spürbar sicher und verbindlich sein.)
- Die Fußspitzen zeigen bei der Berührung des Reifens leicht nach innen (auch wichtig für andere Skills, z. B. Stand-Wheel-Walk).
- Ununterbrochenes Treiben des Reifens (ein Fuß gibt übergangslos an den anderen ab).
Das Treiben des Reifens durch die Füße muß automatisch und rhythmisch werden. Dies zu lernen ist zeitaufwendig. Schon aus diesem Grund ist es sinnvoll, mehrere Einradfahrer zu einer Lerngruppe, in der man sich gegenseitig hilft und korrigiert, zusammenzufassen.
Das Wheel-Walk wird beherrscht, wenn der Radlauf gleichmäßig erfolgt und der Körper des Einradfahrers keine stärkeren Pendelbewegungen mehr ausführt und aufrecht, d. h., entsprechend der Fortführung der Sattelstange, sogar leicht nach hinten geneigt ist.
Das Einbein-Wheel-Walk wird in der Regel beiläufig gelernt. Der Trainer muß auch hier darauf achten, daß sich am Ende ein Gesamtbild wie beim Normal-Wheel-Walk zeigt.
Coasting
Coasting ist eine sehr ästhetische Art, das Einrad zu benutzen. Es wird in Perfektion nur selten demonstriert.
Grundvoraussetzung ist ein gutes Körpergefühl des Einradfahrers.
Das Erlernen des stabilen Coastings setzt folgendes voraus:
- Korrektes Anfahren in Einbeinposition (gerade Sitzhaltung, gleichmäßiger Antritt, kaum Schwingbewegungen des Körpers)
- Ruhiges, harmonisches Umsetzen des zweiten Fußes auf den Rahmen
- Gerade Sitzhaltung
- Völlig entspannte Muskulatur
Normalerweise ist es sinnvoll, wenn beim Einradfahren Instabilitäten auftreten, auf diese konsequent zu reagieren, um schnell wieder Stabilität zu erreichen. Dies wird regelmäßig beim Coasting zum Verhängnis. Coasting lebt von der Einheit des Sportgeräts mit dem Körper. Alle Bewegungen müssen fließend sein. Das schließt bewusstes Gegensteuern weitgehend aus, weil es fast immer um Sekundenbruchteile zu verspätet und dann noch zu abrupt eingebracht würde. Das Einrad ist grundsätzlich im Coastinggebrauch höchst instabil. Der Schwerpunkt des Geräts liegt, wenn die Füße auf dem Rahmen stehen, hoch und Steuerung sowie Stabilität ist ausschließlich über Körpergewichtsverlagerungen möglich. Diese müssen, wie gesagt, ständig und übergangslos fließend eingebracht werden. Wenn der Einradfahrer einmal verinnerlicht hat, dass Coasten bedeutet, ununterbrochen, unbeachtet der augenblicklichen Fahrstabilität, mit dem Gerät leicht zu schwingen (außer bei engen Kurvenfahrten), kann er in der Regel das Coasten bis zum völligen Stillstand des Geräts kontrollieren.
Gliding
Bevor der Lernende beginnt, sich diese Technik anzueignen, sollte erst einmal seine Ausstattung geprüft werden. Gliding setzt gewisse Gleiteigenschaften voraus. Mit stark und grob profilierten Turnschuhen auf einem ebenfalls stark profiliertem Reifen läßt sich selbst für den Könner schwer gliden.
Es gibt zwei Möglichkeiten, zur Glidinghaltung zu kommen:
1. Aus der Standardfahrsituation. Hier ist es erforderlich, parallel ein Bein auf den Rahmen und das andere auf den Reifen zu setzen.
2. Aus der Einbeinsituation. Ein Bein befindet sich bereits auf dem Rahmen; es muß nur noch ein Bein koordiniert werden.
Welche Möglichkeit gewählt wird, entscheidet neben dem Wunsch des Lernenden sein Standard des Einbeinfahrens. Zum Gliding ist eine gewisse Geschwindigkeitsvorgabe erforderlich. Geübte Einbeinfahrer haben damit keine Probleme. Sollte jemand unbedingt Gliding lernen wollen und Einbeinfahren nur mäßig beherrschen, bleibt nur die Möglichkeit 1. übrig.
Von der Lernmechanik aus gesehen, ist der Übergang vom Einbeinfahren aus der zu empfehlende.
Das Anfahren muß ruhig erfolgen. Starke Pendelbewegungen des Einrads erschweren den Übergang, der, wenn auch nur für höchstens eine Sekunde Coasting also ein instabiler Zustand, ist.
Beim Übergang ins Gliding muss ruckartiges Nachvornebeugen (Schutzreflex) vermieden werden.
Auch beim Gliding setzt sich die Stange in der Wirbelsäule fort. Der Einradfahrer ist folglich etwas nach hinten gelehnt. Nur bei Kurvenfahrten beugt sich der Oberkörper leicht vor.
Bei Anfängern kann es hilfreich sein, von zwei Freunden ein paar Mal gezogen zu werden, um erst einmal, verbindlich gestützt, Erfahrungen mit dem notwendigen Andruck und der dabei aufrechten Körperhaltung zu machen.
Im Gegensatz zum Coasting können konsequente, sprich ruckartige, Maßnahmen des Einradfahrers durchaus fahrstabilisierend wirken oder als Fahrtricks eingesetzt werden.
Stand-Wheel-Walk
Folgende Lernschritte sind zu empfehlen:
- Der Einradfahrer macht sich unter erleichternden Bedingungen die Grundfahrposition auf dem Einrad bewußt. Dazu wird er mit dem Einrad neben die in den Raum geschwenkte und verankerte Sprossenwand gestellt. Er erhält Hilfe, zur Grundhaltung um auf das Rad zu kommen (ein Bein leicht eingeknickt auf dem Rahmen, das andere völlig gerade auf dem Reifen, wobei der Fuß nach innen geknickt ist und mit der Spitze den Reifen berührt, der Sattel wird zwischen den Beinen festgehalten).
- Der Einradfahrer lernt dann in dieser Situation, seine aufrechte Körperhaltung so zu korrigieren, daß der Sattel von allein genau in der Mitte zwischen den Beinen bleibt, ohne besonders mit den Beinen in dieser Position gehalten werden zu müssen. Meist ist es notwendig, zu empfehlen, das Becken vorzuschieben.
- Der Lernende muß dann dazu gebracht werden, trotz der ungewohnten Situation seine Muskulatur völlig zu entspannen.
- Unter Muskelentspannung wird ihm ermöglicht, mit einer Hand gehalten, zwei bis drei Meter weit in den Raum das Rad mit der Spitze des Fußes voranzutreiben.
- Diese Hilfen sind so lange, unterbrochen von konsequent eingehaltenen kurzen Pausen, zu geben, bis beim Lernenden spontan Muskelentspannung eintritt und er in der Lage ist, zwei bis drei Meter allein zu fahren.
- Unter Beobachtung kann nun der Einradfahrer allein üben, bis eine Grundfertigkeit vorhanden ist (8 – 10 m freies Fahren).
Nun ist es soweit, dem Einradfahrer zu zeigen, wie der freie Aufstieg auf das Rad ohne Fremdhilfe möglich ist. Unter richtiger Anleitung gelingt dies in der Regel sehr schnell. Vorab ist die Abfolge der notwendigen Schritte gedanklich mit dem Lernenden durchzugehen:
- Anfahrt im Einbein-Wheel-Walk
- Anhalten (für den Bruchteil einer Sekunde; sonst schiebt ihn beim Aufstieg die Massenträgheit seines Körpers weiter nach vorn)
- Aufstellen der Hacke des Fußes, der den Reifen treibt, auf den Rahmen und mit der Spitze des selben Fußes den Reifen festhalten
- Eine Hand auf die Spitze des Sattels legen und sich nach oben hin leicht abstoßen
- In einem Zug sich schnell und gerade nach oben zur Decke hin aufrichten und sofort mit dem Treiben des Reifens einsetzen (mit Rundrücken kommt man schlecht und zu langsam hoch!)
Nach den Erfahrungen ist es dann nur noch zwei bis drei mal notwendig, Hilfen bei diesem Lernschritt zu geben.
Während des Stand-Wheel-Walks geht der Körper stetig in die Schutzhaltung, also nach vorn. Der Schwerpunkt verlagert sich ungünstig. Es droht der Abgang nach vorn. Der Übende muss darum angehalten werden, jeweils nach zwei bis drei mal Vortreiben den Oberkörper automatisch wieder nach hinten zu bewegen. Das erfordert vom Lernenden Überwindung, da er dabei anfangs das Gefühl hat, leicht nach hinten abkippen zu können.